hochinteressante Sendung im DLF … ich hörte sie während einer längeren Autofahrt
Heilsame Erwartungen in der Medizin
Es ist erwiesen: Placebos helfen. Warum haben sie dann noch immer nicht den Platz in der Schulmedizin, den sie verdienen? Placeboforscher plädieren dafür, den Effekt mit anerkannten Therapien zu kombinieren. Doch sie stoßen auch auf Widerstände.
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Offene Placebogabe reduziert Symptome bei Migräne oder Reizdarm
Ähnliche Nachweise gibt es inzwischen unter anderem bei Schmerzerkrankungen, Depressionen, Reizmagen, Schlafstörungen oder Bluthochdruck. Ein weiterer Durchbruch war dann, dass solche Effekte eben auch erzielt werden können, wenn eine Placebo-Gabe offen angekündigt wird.
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Placeboeffekt in die Medizin einbinden
Winfried Rief ist Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Marburg. Wie Manfred Schedlowski gehört er zu den weltweit führenden Placeboforschern. Längst geht es ihm nicht mehr um die Bestätigung des Effekts. Als ich ihn frage, ob noch Zweifel bleiben, amüsiert er sich prächtig. „Natürlich bei mir nicht.“ Er lacht ausgiebig.
Rief hat längst ein neues Ziel: Er will den Placeboeffekt in die Medizin einbinden. Bei seinen Schlafstudien ersetzt er Zug um Zug die Medikamente durch Placebos und hofft darauf, dass diese die positive Vorerfahrung verlängern.
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Placebos haben nachweisbare Wirkungen
Die Bilanz der Placeboforschung kann sich sehen lassen. Placebos haben körperlich nachweisbare Wirkungen. Und zwischen anerkannten Therapien und Scheineffekt existieren enge Wechselbeziehungen. Ist es dann aber nicht überholt, wenn die Schulmedizin sich streng von Verfahren wie Homöopathie und Bioresonanz abgrenzt? Winfried Rief, Manfred Schedlowski und Ulrike Bingel ziehen bei dieser Frage am gleichen Strang.
Allerdings auch:
Allein reicht der Placeboeffekt nicht, vor allem nicht bei schweren Erkrankungen
Vieles muss noch geklärt werden und die Placeboforscher wollen keine Erwartungen wecken, die sie am Ende nicht erfüllen können. Alleine reicht der Placeboeffekt kaum aus, vor allem nicht bei schweren Erkrankungen. Aber die Forscher möchten ihm mehr Raum geben. Ganz nebenbei zeigen sie auch, wieviel Nocebo noch immer in der Schulmedizin steckt.